Kaum hatte ich es geschrieben setzte der Guss auch schon ein:
Ich finde das ja ein bisschen kleinlich vom Wetter-Macher...
Gestern Abend waren wir im Kino. Von unserem letzten Kinobesuch wussten wir, dass wir frueh gehen muessen. Letztes mal war der Film war um 21 Uhr zu Ende und glich damit einer Mitternachtsshow. Nach Filmende zeigten uns ein paar muede Putzkraefte den Hinterausgang der Einkaufs-Mall. Laeden und Restaurants waren schon geschlossen. Auf der leeren Strasse fanden wir mit Muehe ein Tuk Tuk, unsere Hauswirte waren entsetzt, dass wir so spaet noch unterwegs waren. In den touristischen Ecken der Stadt moegen die Bars und Discos noch im vollen Betrieb sein, im normalen Alltagsleben der Kambodschaner aber werden die Buergersteige um 8 Uhr zugeklappt. Sollten Stephan und ich dann noch unterwegs sein werden wir mehrfach darauf angesprochen, auch wirklich (wirklich!) auf uns aufzupassen. Ob dieser Warnungen erwarteten wir in europaeischem Geiste schreckliche Berichte in den Zeitungen von der Jungend- und Bandenkriminalitaet. Aber alles was wir finden sind Berichte von Handtaschendieben, die gestern auf dem Markt einer Besucherin die Tasche entrissen. Der Dieb wurde von der Polizei gefasst und sitzt in Gewahr. Wir haben noch nichts von organisierter Grosstadt-Kriminalitaet oder marodierenden Banden gelesen oder gehoert.
Das passt fuer uns nicht recht zusammen. Wenn die Hitze nachlaesst und ein lauer Wind geht wird es richtig schoen. Muesste nicht das Leben auf der Strasse dann anfangen, so wie in Europa in den Mittelmeerlaendern? Die einzige Erklaerung die wir uns dafuer zurecht legen koennen liegt in der Geschichte des Landes . Bis in die spaeten 90’er Jahre (!) wurden in Kambodscha noch immer Kinder und Jugendliche verschleppt und von den roten Khmer instrumentalisiert. Alle Erwachsenen in unserem Alter sind im Buergerkrieg gross geworden: Der Friedensvertrag zwischen den verfeindeten Parteien innerhalb Kambodschas feiert dieser Tage sein 20 jaehriges Jubilaeum. Und dieser Vertrag war erst der Beginn fuer den dann startenden Friedensprozess innerhalb des Landes.
Und dann ergibt es einen Sinn, wenn wir die Strasse entlang laufen und an den Haeusern die fest eingegitterten Fenster sehen. Einzelstehende Haeuser in der Stadt haben alle eine hohe Mauer um sich gezogen, gerne mit Nato-Draht abgesichert. Normale Stadthauser sind mit Gittern vor Tueren und Fenstern ausgestattet. Und in unserer Strasse ist man ab acht Uhr Abends zu Hause – zumindest aber in Sichtnaehe der Familie. Und es bleibt immer jemand im Haus. Auch bei Urlaubsfahrten der Familie bleibt mindestens ein Mitglied zu Hause. Weder Stephan und ich noch Nora aus dem Nachbarhaus haben Schluessel fuer unsere Haustueren (also Haus-Gitter) erhalten. Es ist ja eh immer jemand da, der uns aufmacht. Wenn wir lange unterwegs sind, sollen wir Bescheid geben. Aber lange unterwegs sein ist eh ungewohnt. ... .. . Womit sich der Kreis zum Kinoabend wieder schliesst: wir sind gestern also in die Frueh-Vorstellung gegangen, die um acht Uhr zu Ende war. Zu Hause wurden wir an der Tuer (also am Gitter) erwartet, es wurde offensichtlich schon Ausschau gehalten, hinter uns wurde abgeschlossen.
Eine typische Wohnstrasse in der Stadt sieht also wie folgt aus.
Eine typische Wohnstrasse in der Stadt |
Erst nach ein paar Wochen fiel mir auf: die Gitter und Tueren haben allesamt keine Klinken. Es gibt an den Gittern lediglich Haken und Oesen, um Schloesser einzuhaengen. Die Zimmertueren in den Hauesern haben diese Drehknaeufe, wie sie es sie auch in England (?) und USA gibt.
Aus Alltagsschnipsel |
Die vergitterten Vorraeumen sind unterschiedlichst genutzt. Von Stauraum bis Garage, verlaengertes Wohnzimmer oder kleiner Verkaufsraum fuer Alltagsbedarf ist alles moeglich.
Aus Alltagsschnipsel |
Fasziinierend dein Einblick in fremde Kultur? :-)
AntwortenLöschenNur mal so als Idee:
Vielleicht sollten alle deutschen Rentner, die auf die gute alte Zeit schwören, ihren Lebensabend in Cambodia verbringen. Dort kann man ja problemlos zu jeder Zeit auch als Frau allein auf die Straße gehen. Außerdem ist es dort wunderschön.
:-) naja - als Frau gehst Du des Abends sowieso nicht alleine auf die Strasse. Entweder bist Du als Frau verheiratet - und dann hast Du automatisch Knder, um die Du Dich kuemmern musst (so wurde mir das gesagt) oder Du bist noch nicht verheiratet - dann bleibst Du erst recht zu Hause. Denn welche Frauen wuerden des Abends alleine auf die Strasse gehn.. ? .. ??!! Eben - nur diese (!) Sorte der Frauen. Und deswegen bleibst Du als Frau zu Hause. Punkt.
AntwortenLöschenAuch in diesem Land haben Maenner das bessere Leben...