Donnerstag, 15. Dezember 2011

Schluss jetzt

Mal sehen - haben wir alles? Die Rucksaecke stehen in der Ecke und warten darauf, gepackt zu werden.  Am Sonntag fliegen wir nach Bangkok und Montag dann zurueck nach Hamburg.  Montag Abend sind also wieder zu Hause. Die letzten Tage waren angefuellt mit Abschiedsveranstaltungen und mit Letzten Malen: die Abschiedsfeier im Buero, das Abschieds-Essen mit unseren Vermietern, das letzte mal Tanzen gehen, das letzte mal bei unserem Vietnamesen essen gehen etc.

Und ich weiss, dass ich dieser besonderen Zeit hier nachtrauern werde. Ich werde diese besondere Mischung zwischen ungewoehnlichem Alltag und Kurzreisen uebers Land vermissen, alle Zeit der Welt zu haben um mit Stephan durch den Tag zu troedeln und doch eingebunden zu sein in eine anregende Alltags-Struktur. Bei mir zumindestens mehrten sich in den letzten Tagen die Momente, an denen ich mit leiser Wehmut Stephan in den Arm nahm und sagte "Ist es nicht schoen hier?!".

Und mein Mann drueckte mich dann sanft an sich und hustete ein bisschen.

Aber ich bin mir sicher: wenn Stephan im Hamburger Schmuddelwinter erst mal wieder seine Bronchen freigelegt hat und sein seit Wochen andauernder Hitze-Ausschlag abgeklungen ist wird auch er sich bestimmt gerne an unsere Auszeit in Kambodscha erinnern. Zumindest wird er wilde Geschichten von Land und Leuten erzaehlen und ich werde staunend zuhoeren und mich wundern, wo ich waehrenddessen war. Darauf freue ich mich schon.

Verrueckt

(Er)

(Nicht ich)


Aber dennoch - ich weiss, dass die besondere Zeit hier vor allem deswegen so besonders ist weil sie begrenzt ist.  Und wenn ich dann mit Wehmut von unsere Terrasse auf das pralle Leben hier auf unserer Strasse schaue, dann sehe ich

- die Rueben Verkaeufer auf der anderen Strassenseite die den lieben langen Tag Rueben waschen, putzen, verlesen und verpacken. Die Rueben-Verkaeufer dort haben keine Stunde Ruhe, es wird rund um die Uhr gearbeitet.

- die Mutter mit ihren 4 Kindern, die bei uns hier auf der Strasse lebt. Die beiden kleinsten Kinder laufen meist ohne Kleidung durch die Strasse, nachts schlafen sie ineinander geschmiegt gemeinsam unter einer Decke am Strassenrand.

- die Arbeiter drueben auf dem Markt, die tagsueber ihre unendlich voll beladenen Handkarren durch die engen Strasse ziehen und nachts ein paar Stunden Schlaf unter offenem Himmel auf eben ihren Handkarren abbekommen.

Und ich bin froh und dankbar, wieder in meinen privilegierten Alltag in einem der reichsten Laender der Welt zurueckkehren zu duerfen.


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Unser Buero verabschiedet uns mit einer Bootstour:



Wir verabschieden uns von Phnom Penh und seinem wunderbaren Stadt-Verkehr


Auf unserer Terrasse findet sich in den letzten Tagen noch eine Gottesanbeterin ein - von der wir uns ebenfalls verabschieden


Ja und der Anblick eines baertigen Stephans mit verspiegelter Sonnenbrille der neben mir sitzend ueber die Tropen schimpft - auch der Anblick wird mir fehlen





.-.  hmpf ... Schluss jetzt ...

Freitag, 9. Dezember 2011

Abzuege in der B-Note

Der aktuelle Statusreport aus Phnom Penh: angefressen. Sehr sehr angefressen.

Wir muessen leider davon berichten, dass mir heute mein Rucksack vom Fahrrad geklaut wurde. Es war der Klassiker, in dem die daemliche Touristin versonnen ihrem Geschaeft nachgeht (Kokosnuesse fotografieren), dabei das Fahrad samt Rucksack aus dem Auge laesst (No No NOOOO) und damit 2 Jungs auf dem Mofa ihr Monatseinkommen sichert. Die fahren vorbei, schnappen sich den Rucksack, flitzen um die Ecke und sind weg.

Zunaechst das Gute: es war kein Pass oder Ticket im Rucksack, mir ist nix passiert - alles ist gut

Jetzt aber das Traurige: mein schoener, kleiner, schnuckliger, liebgewonnener roter Laptop ist wieder perdu.

Und jetzt das wahre Drama: mein einmaliger Spielstand beim Spider-Solitair ist damit ebenfalls hinfort. Ich war bei ueber 90% Erfolgsquote bei den 2farbigen Spielen (115 gewonnene Spiele in Folge!) und bei guten 25% bei den 4farbigen Spielen. Sowas erreicht man nur auf einer tropischen Terrasse mit viel zu viel Zeit. Ich nehme also die Erinnerung an diesen Erfolg mit - leider aber nicht mehr die Anzeige auf dem Rechner.

Auch sonst mehren sich die Zeichen, dass es Zeit wird, die Zelte abzubrechen. Mit unserer Bank-Karte koennen wir seit gestern unerklaerlicherweise kein Geld mehr ziehen, die Kreditkarte musste ich nach heutigem Diebstahl sperren lassen und mein Rechner ist geklaut. Meine innige Beziehung zu Phnom Penh erfaehrt heute also leichte Abzuege in der B-Note.

Anbei das Foto, das all das Unglueck verursachte:


Und so schoen ist es nun auch wieder nicht.
*menno*.

Nach dem Diebstahl habe ich also noch meine Kamera - aber nicht mehr all meine Bilder, die ich in den letzten Monaten mit viel Liebe gesammelt und auf dem Rechner in Ordner organisiert habe. Die Liebe reichte naemlich nicht fuer eine Daten-Sicherung.

Ihr hingegen, die zu Hause seid und auf uns wartet - Ihr habt Glueck: heute wurden von Eurer Agenda stundenlange Video-Abende mit unseren Urlaubs-Fotos genommen.

Vielleicht wollt Ihr die gewonnene Zeit ja gemeinsam mit uns verbringen - am 31.12. in der Hallerstrasse? Es werden keine Urlaubsfotos gezeigt - versprochen.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Unruhe im Orchestergraben


Auch unsere wohltaetige Bueroarbeit neigt sich dem Ende zu.  Und wir muessen leider konstatieren, dass die sanften Geigenklaenge, die unser  wohltaetiges Tun im Buero untermalen, im Laufe der Wochen immer leiser geworden ist.  Inzwischen haben die Klaenge ganz aufgehoert, man kann eher Gerumpel im Orchestergraben hoeren – die Musiker raeumen ihre Instrumente ein. 

Auch von unserer wohltaetigen Bueroarbeit nehmen wir viele Eindruecke mit nach Hause. Vor allen Dingen die Erkenntnis, wie schwierig die Gemengelage zwischen den Gutmenschen aus Deutschland und den Projektverantwortlichen vor Ort ist. Alle zusammen wollen nur eines: helfen. Allerdings ist das schon die einzige Gemeinsamkeiten aller beteiligten Parteien. 

Die Gutmenschen in Deutschland moechten den Aermsten der Armen Gutes tun. Sie nehmen viele Muehen auf sich, um irgendwie an Geld zu kommen, das sie nach Kambodscha schicken koennen. Dort soll ihr Geld helfen – in ihrem Sinne. Das heisst: wenn fuer blinde Kinder gesammelt wird, sollen blinde Kinder  unterstuetzt werden, keine HIV-Infizierten Erwachsenen. Fuer das Geld soll auch keine Bueroarbeit finanziert werden oder gar ein Einkommen von Mitarbeiter finanziert werden, die in ganz anderen Projekten beschaeftigt sind. 

Der Chef des kleinen Bueros hier moechte ebenfalls seinen Landsleuten helfen – das aber gerne langfristig und nachhaltig. Dazu benoetigt er langfristig einplanbare Gelder aus Deutschland. Und er benoetigt eine Infrastruktur im Buero.  Dieses  Buero und seine Mitarbeiter muessen monatlich bezahlt werden – dauerhaft und unabhaengig von der Spendierwuenschen der Gutmenschen.  
Und dann gibt es die Angestellten im Buero, die vom Chef bezahlt werden und fuer ihn arbeiten. Fuer das kleine Gehalt, das von den Spendengeldern gezahlt werden kann, werden lokal ausgebildete Kambodschaner eingestellt – die von den Anspruechen des Chefs voellig ueberforder t sind. In der Schule wird keinerlei Projektarbeit beigebracht, die Gesellschaft basiert nach wie vor darauf, dass die aelteren bzw. sozial hoeher stehenden Menschen (oder die Reichen) Recht haben und sagen, wo es lang geht und die asiatische Gesellschaft foerdert nun auch nicht per se den Individualismus. Wo sollen es also die Mitarbeiter  gelernt haben, ein eigenes Projekt verantwortungsvoll und eigeninitiativ voranzutreiben? 

So – und jetzt kommen wir noch dazu, die ehrenamtlichen Freiwilligen, die irgendwie beschaeftigt und hilfreich eingesetzt werden sollen.

Wir sollen ein Konzept erstellen, wie in einem Heim fuer blinde und behinderte Menschen eine Huehnerfarm aufgebaut werden kann. Stephan und ich schmeissen uns in die Arbeit. Der Chef will, dass die Projektleiterin die Idee mit entwickelt und das Projekt vorantreibt. Er haelt sich zurueck, damit die Projektleiterin die Aufgabe uebernimmt. Die Projektleiterin ist ueberfordert, sie haelt sich zureuck. Stephan und ich haben tolle Ideen und arbeiten vor uns her. Ploetzlich taucht beim Chef eine Frau aus Singapur auf, die gern HIV-infizierte Menschen foerdern will. Der Chef uebernimmt kurzfristig die Projektplanung und involviert jetzt auch HIV-Infizierte im Projekt.   Stephan und ich planen neu, aufgrund der bisherigen Erfahrungen im Heim fuer blinde Kinder planen wir die Huehnerzucht fuer junge Erwachsene und HIV-Infizierte. Der Sponsor aus Deutschand meldet sich – wo bleibt die Planung fur die Kinder?  Der Chef hat Panik, dass die Projektleiterin es nicht auf die Reihe  bekommt und uebernimmt die Planung. Stephan und ich erkennnen, dass unsere bisherige Planung weder bei der Projektleiterin angekommen, noch vom Chef aufgenommen wurde. Die eine war (und ist) ueberfordert, der andere ist es nicht gewohnt, dass ihm zugearbeitet wird. 

Die Planung fuer das kommende Huehner-Projekt ist jetzt zwar schoen zu lesen – einige Passagen von Stephans Ansaetzen zur erzieherischen Arbeit im Heim sind in schoenstem Englisch tatsaechlich uebernommen worden. Die Umsetzung dieses theoretischen Konzeptes jedoch ist ohne den tatkraeftigen Einsatz eines eigenverantwortlich handelnden und initiativ mitdenkenden Projektverantwortlichen unvorstellbar. Stephan und ich sehen die Umsetzung als  schwierig an.

Aber wuesste ich, wie es mit kambodschanischen Bordmitteln anders gemacht werden sollte? Wie der Chef es anders machen koennte? Nein – auch nach gut 3 Monaten engstes Mitarbeiten sehe ich kaum Moeglichkeiten zur Verbesserung.  Und das ist fuer mich eine beedinruckende Erkenntnis: Keiner macht was falsch, aber richtig laeuft es auch nicht. Die Gutmenschen spenden Geld - wunderbar. Der Chef gibt sich alle Muehe aber er hat es nicht gelernt abzugeben denn er hat niemand an der Seite, der ihm etwas abnehmen wuerde. Also plant er im Zweifelsfall lieber selber. Fuer sich betrachtet macht er es rchtig. Die Projektleiterin ist ueberfordert – aber hat sie es jemals gelernt? Nein. 

Und koennte man nicht eine faehige Projektleiterin finden und einstellen? Der Chef bezweifelt es. Aufgrund des kleinen Salaers, das er zahlen kann und aufgrund der fehlenden Ausbildung in Kambodscha seien  eigeninitiativ und mitdenkende Mitarbeiter fuer ihn nur schwer zu finden. Was wir ansatzweise dazu in den Zeitungen lesen, unterstuetzt dieses Bild des Chefs. 

Und so lauschten Stephan und ich mit leiser Trauer,  wie die Geigenklaenge zur wohltaetigen Bueroarbeit in den letzten Wochen immer leiser wurden.  Jetzt packen die Musiker ihre Instrumente ein – wir sind kurz vor Abreise.  Einmal jedoch muss die Musik noch spielen: am Sonntag gibt es fuer uns ein Abschiedsfest – mit einem Karaoke Abend. Und wenn wir eins dort nicht hoeren werden so sind es leise Geigenklaenge  :-)


Mittwoch, 30. November 2011

Wie die anderen herumlaufen

Ich berichtete wie wir uns darum bemuehen, in lokaltypischer Manier auf dem Markt Kleidung einzukaufen.  Das klappt auch nach wie vor nicht so richtig hin. Aber  wirklich – die Huerden sind hoch. Darf ich einen typischen Stand fuer U-Waesche zeigen?

 eben.


Und seien wir ehrlich, um voll und ganz das lokaltypische Aussehen zu adaptieren  muessten wir beide zunaechst erst mal ca. die Haelfte unseres Lebendgewichtes verlieren und 30 cm kleiner werden. Dann aber koennten wir es schaffen. Jedoch – einfach waere es nicht. Und ob wir es jemals schaffen wuerden, uns mit kambodschaniser Grandezza Tuecher auf den Kopf zu haeufen oder uns so liebenswuerdig in einen Ausgeh-Pyjama zu kleiden? Es muss bezweifelt werden.







Das ist unsere Frau Nachbarin, eine ausgesprochen liebenswerte Frau. Ihr Kleidungsstil ist durchaus landestypisch. Und ja - erwachsene Frauen tragen tatsaechlich Baumwollanzuege, die sehr weit geschnitten sind und mit Haeschen und Herzchen und hellblauen Woelkchen bedruckt sind.
 
Und ansonsten? War erster Advent in Phnom Penh.  Allerdings weihnachtet es hier nur in den westlichen Laeden. Dort wo Klimaanlagen und Dollarpreise vorherrschen stehen jetzt die ersten Weihnachtsbaeume und die Kassen sind mit gruenen Girlanden geschmueckt. Am Wochenende gab es in dem 5-Sterne-Hotel Interkontinental ein Adventsbazar, ausgerichtet von einer wohltaetigen Damenvereinigung. In der gesamten Lobby des noblen Hauses wurden an Staenden von Hilfsorganisationen oder lokal ansaessigen Firmen Dinge zum Kauf angeboten, die den westlichen Expat-Geschmack treffen. Kambodschaner waren nur zum Getraenke reichen auf der Veranstaltung. Eine Weihnachtsveranstaltung im 5 Sterne Hotel ist fuer die meisten Leute hier so naheliegend wie fuer uns eine Sojasossen-Verkostung auf der Raumstation ...

Weihnachten ist also eher ein bekanntes Konzept denn alltagstauglich.  Einen Adventskalender habe ich z.B. bisher noch nirgendwo gesehen, auch in keinem Laden zu kaufen.

Bei Stephan und mir haengt ebenfalls kein Adventskalender im Zimmer. Wir haben unseren eigenen Count-Down: wir sind noch drei Wochen hier in Phnom Penh, dann geht es wieder nach Hause. In unsere Gespraeche schleichen sich zunehmend Anmerkungen ein, was wir vermissen werden oder worauf wir uns freuen.  Die Terrasse hier werden wir z.B. sehr vermissen, und ich das Fahrradfahren im chaotischen Verkehr. Nicht vermissen werden wir z.B. den Aufschrei “Ameisen” wenn wir mal wieder irgendwo einen Deckel aufmachen und dann hektisch die Viecher von dem Nutella-Glas, dem Computer (!) oder dem Geschirr wegfegen. Aber ach – es lockt das eigene Bett und ein dickes Koernerbrot, belegt mit reifem Rohmilch-Kaese (Stephan) oder bestrichen mit Quark und selbstgemachter Marmelade (Annette).  Doch - wir freuen uns auf zu Hause und in dem Wissen um die Rueckkehr geniessen wir die verbleibenden Wochen.



 Auch diese Dame haengt noch keine Weihnachtsgirlanden an ihren Stand..

Samstag, 26. November 2011

Wie wir herumlaufen


Kleidungs-Alltag in Phnom Penh:  Stephan  zieht sich ein T-Shirt an, welches grossflaechig mit “BillaBong” oder “G-Star ” bedruckt ist und laeuft in Turnschuhen und Trekkinghose herum, gegen die Sonne wappnet er sich mit einem Camel-Trophy-Adventure-Schlapphut. Ich laufe in Schlabber-Hosen herum, die bestenfalls als Sporthosen durchgehen koennten, aber  wahrscheinlich eher Schlafanzughosen sind. Daruber trage ich wahlweise zu enge T-Shirts, einen komischen Umhaenge-Teppich (mit Fransen!) oder ein voellig verwaschenes Hamburg-Oberteil.

War das so geplant? Wollten wir im kambodschanischen Touristenlook umherlaufen? Nein. NEIN.

Zu fast ausnahmlsos jedem Teil unserer Garderobe  gibt es inzwischen einen detailliert ausgearbeiteten Endzeitplan. Den Umhaenge-Teppich (mit Fransen!) werde ich verbrennen. Die T-Shirts werden wir im Schrank liegen lassen, unsere Vermieter fiinden sicherlich Verwendung dafuer. Hosen und Kleider werden uns in Fetzen vom Leib fallen, hoffentlich halten sie bis Mitte Dezember durch. Keines unserer Teile jedoch wird den Weg nach Hamburg finden –  nur unter gegenseitiger Abgabe dieses Versprechens gehen wir auf die Strasse.

Musste das so kommen? Hatten wir nicht einen ganz anderen Plan? Ja hatten wir. Es ist mal wieder an der Zeit ein weiteres Kapitel in dem Buch "Plaene die leider nicht aufgehen" zu schreiben. Das Buch wird immer dicker - unerklaerlich. Es kann unmoeglich an meinen tollen Plaenen liegen.

Der Plan war also wie folgt: wir nehmen so wenig wie moeglich Kleidung mit und kaufe alles Benoetigte vor Ort auf dem Markt. Denn  schliesslich, so kann man in allen Reisefuehrern lesen, sind Kleidung und Anziehsachen vor Ort unschlagbar guenstig. Und nicht vergessen: immer handeln. Das steht in jeglichen Reisefuehrern und wird sowohl von Vielreisenden als auch gebuertigen Kambodschanern bestaetigt. Es wird vom Verkaeufer ein Preis genannt, der sei NIEMALS zu akzeptieren. Vielmehr sei  ein Gegenvorschlag von ca. 50% des Erstpreises zu machen. Der Verkaeufer wuerde sich zwar winden – das aber nur zum Schein. Letztendlich wuerde man je nach Verhandlungsgeschick bei 50 bis 80% vom Ursprungspreis landen.

Ja wunderbar. Ich packe also genau 5 U-Hosen, 1 Hose und ein Rock sowie  3 T-Shirts ein – und kaufe mir alles vor Ort auf dem Markt. Toller Plan.

Mein erster Gang auf dem Markt, gegeben meiner duenner Kleidungs-Vorraete, wurde also zuegig anberaumt.

Schon nach kurzer Zeit kam ich vom Markt zurueck – mit leeren Haenden. Ja Himmelhilf. Auf dem Markt draengeln sich die Staende, die Veraeuferinnen preisen ihr Angebot an, der Stand rechts vom avisierten hat genau die gleichen Shirts – oder doch nicht? Oder billiger? Oder besser? Welchen Stand soll man denn ansteuern? Sobald ich stehen bleibe werden die umstehenden Standbesitzer aktiv, reissen sich um meine Aufmerksamkeit  und  fleddern ein Shirt nach dem naechsten hin, begleitet von einem steten Redestrom in gebrochenem Englisch. Ueberfordert breche ich mein Vorhaben ab, gehe nach Hause und wasche meine  mitgebrachte Kleidung.

Ein zweiter Gang wird aberaumt – ich weiss was mich erwartet und wappne mich. Ich gehe also auf den Markt und steuer den dritten Stand an. Ich ignoriere die anderen Stanede und gehe einfach mal davon aus, dass sich die Angebote  mehr oder wenige gleichen. Mit grosser Geste zeige ich auf ein Stapel T-Shirts und frage nach dem Preis. Der sei 3 Dollar – ja was gibt es denn da noch zu handeln?! Ich picke mir also eine Farbe und Logo  heraus und signalisiere Kaufbereitschaft. Mirakuloeser Weise verdoppelt sich in dem Momet der Preis. Denn ausgerechnet diese Marke / Sorte / Machart sei leider teurer, aber auch viel besser verarbeitet. Aber aufgrund der guten Vorbereitung aus Hamburg handel ich mutig herum und kaufe das Shirt zu 5 Dollar. Und weil das ganze so anstrengend ist kaufe ich gleich 3 identische Teile in verschiedenen Farben. Zu Hause probiere ich sie an – und erkenne dass sie viel (VIEL) zu klein sind. Demuetig wasche ich meine mitgebrachte Kleidung.

Ich beraume den naechsten Gang an. Ich weiss was mich erwartet und gehe zu einem anderem Markt und dort auf einen Stand, der eine Umkleidekabine anbietet. Ich suche mir ein Teil aus  und probiere es an – es passt. Wunderbar. Ich frage nach dem Preis. Der wird genannt – ich reduziere um wenige Dollar – und die Verkaeuferin? Sagt “Nein”. Einfach so. Weder sich windend noch bedauernd sondern einfach nur “nein”.  Dank guter Ratschlaege von Reisefuehrern und Vielreisenden weiss ich was zu tun ist: ich bedanke mich und verlasse den Stand – immer mit Ohren in Richtung Verkaeuferin. Muesste sie nicht jetzt hinter mir herkommen und auf meinen Vorschlag eingehen? Muss sie nicht. Sie ruft mir nicht hinterher.  Sie verzichtet offensichtlich. Und jetzt? Was nun?  Ich gehe Ehr-erhaltend weiter  - ohne Shirt.

Eingedenk der zunehmend verwaschenen Shirts zu Hause beschliesse ich meine Kaeufer-Ehre dahinzugeben. Ob ich  9 oder 6 Dollar fuer ein echt gefaelschtes  CocoChanel Shirt zahle ist schliesslich kein wirtschaftliche Frage sondern lediglich eine spielerische.  Ich gehe also zu dem Stand zurueck und zahle einfach den geforderten Preis. Zumindest ist das der Plan.  Jedoch – ich finde den Stand im Gewirr der Gaenge und Ecken und Hallen nicht mehr. Die Suche bleibt erfolglos. Ich gehe nach Hause und wasche meine  mitgebrachte Kleidung.

Der naechste Gang wird anberaumt. Aber ich denke mit: ich gehe einfach in einen westlichen Laden mit Klimaanlage, Umkleidekabinen  und (!) Preisschildern. Dort angekommen muss ich jedoch sehen, dass hier fuer CocoChanel Leibchen auchCocoChanel Preise verlangt werden und langweilige trostlose T-Shirts fuer 35 Dollar verkauft werden. 35 Dollar? Da ist jetzt wirklich eine Frage der Ehre sowie der Wirtschaftlichkeit. Ich verlasse den Laden und gehe nach Hause. Wasche ich dort meine Hamburger Kleidung? Ja.

Der naechste Gang wird anberaumt – ich denke mit:  Ich gehe zurueck zu dem ersten Markt, steuer diesmal den fuenften Stand an, suche mir Shirts aus und (!) ziehe sie einfach probeweise einmal an, wurstig stopfend in zweiter Lage obendrueber. Ich frage nach dem Preis und (jetzt keine Fehler machen!) handel nur pro Forma und gesichtswahrend einen Dollar runter. Der Standbesitzer und ich werden handelseinig  und ich kaufe das ausgesuchte Shirt – und zwar in  sechsfacher Ausfertigung. Schluss mit Lustig.

Auch Stephan brauchte neuen T-Shirts und begleitet mich bei diesem Marktbesuch. Er ist bereits beim zweiten Stand stehen geblieben. Er  hat sich 6 T-Shirts ausgesucht, bezahlt den  den erstgenannt Preis, wird von der Verkaeuferin beglueckwuenscht und steht jetzt entspannt laechelnd vor mir. Er hat uebrigens das Gleiche pro Shirt bezahlt wie ich.  *seufz*

Zu Hause wasche ich alte und neue Shirts und sehe, dass mein 5 U-Hosen auseinanderfallen und ersetzt werden muessen.  Mir graust's...



Das entzueckende Oberteil kommt ohne Reissverschluss oder Knoepfe aus. Das lange rechteckige Tuch (mit rundem Ausschnitt in der Mitte fuer den Kopf) wird einfach mit Schnueren um den Oberleib festgewickelt.


Stephan hat seinen Bart schon dreimal gestutzt. Immer wenn ich kurz davor bin, kleine Zoepfe in sein Kinnbart zu flechten rasiert er ihn wieder ab *menno

Sonntag, 20. November 2011

Weitere ernst zu nehmende Aufgabe

Der aktuelle Statusreport aus Phnom Penh: vertraeumt.Wir goennen uns ein verlaengertes Wochenende am Strand.

Auch Kambodscha hat einen (relativ kleinen) Kuestenabschnitt am Golf von Thailand. Und das Land bemueht sich intensiv darum, dort Bade-Tourismus und Strand-Urlaube aufzubauen. Natuerlich koennen und wollen wir Kambodscha mit dieser Aufgabe nicht alleine lassen. Und so haben wir uns fuer 4 Tage in Siahnouk Ville eingemietet und geniessen Sonne, Strand und 27 Grad warmes Meer.



Bisher rasen die grossen Touristenstroeme in 2 bis max. 3 Tagen durchs Land. Von Thailand oder Vietnam kommend  reisen die meisten Gaeste fuer 2 Tage nach Angkor Wat um die Tempel anzuschauen. Phnom Penh wird manchmal noch kurz mitbesucht - aber dann ist bei vielen Gaesten schon wieder Schluss mit Kambodscha. Um Touristen und deren Urlaubsbudget im Land zu halten, werden also vermehrt Kueste und deren vorgelagerten Inselchen beworben. Und um diesen hoeheren Zweck zu befoerdern flanieren wir am Strand, aalen uns im Wasser, besuchen Strandbar und den Jasmin-Spa mit Meerblick. Das alles tun wir zum Wohle des Landes und des zu befoerdernden Tourismus - wir nehmen unsere Aufgabe auch hier sehr ernst. 





Mittwoch, 16. November 2011

Was uns sehr beruhigt

Was uns doch sehr beruhigt sind folgende Schilder, die in aehnlicher Form ueberall haengen:

 

Da konnen wir doch gleich viel ruhiger den Laden betreten wenn wir wissen, dass Handfeuerwaffen nicht gern gesehen sind. So gehen wir mit ruhigem Schritt in den Sportclub (s.o.)  oder in die Lobby des 4 Sterne Hotels in Phnom Penh:



Auch im Fast Food Restaurant wird darum gebeten, eigenes Essen und eigene Waffen draussen zu lassen:


Unser geliebter Lucky Markt (Klimaanlage, europaeisches Essen, Dollarpreise) bittet darum, Rauchen und offenen Waffengebrauch zu unterlassen - na dann:




Ein wunderschoenes Schild steht auch vor dem Nachtclub bei uns um der Ecke. Wir waren noch nicht drin - wir fuehlen uns einfach zu eingeschraenkt mit dem, was wir alles nicht reinbringen duerfen: