Am Wochenende wurde in unserem kleinen Marktforschungsinstitut emsig gerabeitet. Zwar hatte die Grippewelle unsere Mannschaft kurzzeitig Lahm gelegt, aber Pflichtbewusstsein und das Wissen um die Notwendigkeit unseres Tun holten uns aus dem Bett und ins Leben zurueck. Das Bier war alle.
Der Ressortleiter Mikrooekonomie fuellte also Kuehlschrank und Vorratsschrank wieder auf. Die Ressortleiterin Makrooekonomie und Luxus begab sich auf den Orussey-Markt.
Die erste Vorbereitung fuer eine erfolgteiche Marktbeobachtung mit Testkaeufen ist uebrigens in Kambodscha wie in Deutschland dieselbe: man beschaeftige den ansonsten hinterhertrottenden Mann an anderer Stelle :-)
Ich radel zum Markt und stelle mein Fahrrad in einem bewachten Parkplatz ab. Bewachte Parkplaetze gibt es ueberall, selbst vor kleinen Einkaufslaedchen wird gerne ein uniformierter Wachmann positioniert, der dann die wenigen Kunden-Mofas beaufsichtigt. Mofa-Diebstahl ist gefuerchtet und kommt wohl auch unangenehm haeufig vor. Ein neues Mofa kostet uebrigens so ca 800 US-Dollar in einfacher Ausstattung mit Gangschaltung und geht dann hoch bis knapp 2 tausend US-Dollar fuer glitzernd und fancy.
Auch Fahrraeder werden immer und jederzeit abgeschlossen – also gebe auch ich mein Fahrrad an einem bewachten Parkplatz ab. Da bekomme ich dann einen kleinen Parkschein, dessen andere Haelfte an meinem Fahrrad befestigt wird. Jetzt muss ich mir nur noch merken, wo der Parkplatz war – eine nicht zu gering einzuschaetzende Notwendigkeit:
Was auf dem Parkzettel steht (Adresse? Namen?) kann ich nicht lesen und Parkplatzwaechter nach meinem Fahrrad fragen fuehrt zwar zu grosser Erheiterung aller Anwesenden aber zu keinem Ergebnis. Das ist mir eigentlich nicht recht erklaerlich - bin ich doch inzwischen sehr gut im Gestikulieren und Haende herumwerfen. Was kann also so schwer daran sein, der riesigen grossen langnasige Frau vor einem, die wild auf ihr ROSA T-Shirt zeigt und dabei hektisch mit den Fuessen strampelt, unverstaendliche Dinge brabbelt und wild laechelt - was kann so schwer sein dieser Dame freundlich zu sagen "Kein Problem, Ihr Fahrrad steht da drueben"? Ich muss leider vermuten dass die Parkplatzwaerter das nicht sagen - das Lachen der beistehenden Zuschauer laesst mich zumindest daran zweifeln. Unerklaerlich.
Wenn ich also mein Fahrrad wieder sehe zeige ich mit Finger drauf, gebe dem Parkwaechter tausend Riel (0.25 USD, Standardpreis egal wo oder wie lange Parkzeit), werde grundsaetzlich von allen Beteiligten freundlich staunend breit angelaechelt – und bekomme mein Fahrrad gereicht. Wunderbar.
Eier werden auch gerade angeliefert , der Markt ist schwungvoll im Gange.
Hier im Bild ist die Ecke vom Markt, an der es Tabak in allen Formen gibt: gruene Blaetter, gepresste Brickets fermentierter Blaetter und lose geschnittener rauchfertiger Tabak.
Der Junge zwischen den Koerben mit gruenen und roten Inhalt schaelt gerade Bethel-Nuesse. Die roten Bethelnuesse werden getrocknet und dann wie Kautabak langsam ausgekaut. Der Saft der Bethelnuesse hat leicht anregende Wirkung. Sagt man so - in Deutschland gilt es als Droge und darum fasse ich es natuerlich nicht an. Drogen ne nee - da doch lieber einen Schnaps - hochprozentig bitte. :-)
Und es gibt Fleisch in allen Sorten und Formen
Frosch gab es bei uns im Bistro schon vor einigen Wochen. Es war lecker. Etwas knurpselig, da in Kambodscha Fleisch irgendwie grundsaetzlich nicht entbeint wird. Das ganze Huhn (oder auch Frosch) wird komplett in kleine Wuerfelchen gehauen und gekocht. Das macht das Essen zu einem Lotteriespiel: die Stuecke Fleisch sehen alle lecker und ungefaehr gleich gross aus. Allerdings variiert der Fleischanteil bzw. Gnurpsel-Anteil zwischen 5 und 95%. Ein hungriger Europaer, 183 gross und baertig, kommt da manchmal ins uebellaunige Fluchen, wenn die Gnurpsel-Lotterie wieder nur Nieten hervorbrachte. Habe ich mir sagen lassen. Also – soll schon mal vorgekommen sein. Nicht dass ich dabei gewesen waere, ich war offensichtlich mit essen beschaeftigt -viel Fleisch – kaum Gnurpsel.
Was es am Wochenende auf dem Makt endlich auch gab: Insekten
Diese Sorte schmeckte irgendwie geraeuchert. Sie waren nicht knusprig sondern weich und kartoffelig von der Konsistenz. Sie schmeckten zunaechst eher etwas suesslich ( wie Suesskartoffeln) und bekamen dann aber im Mund zunehmend einen (nicht so leckeren) fischigen geraeucherten Geschmack.
Was es auf dem Markt noch gab: Schwein und Kind. Naja – ich nehme mal an dass nur eines von beiden Kiloweise angeboten wird.
das schwein sieht schrumpelig aus. wir bräuchten aber das Rezept für die Krabbelviecher. Wir haben im sommer entdeckt, daß es hier den weidenbohrer in mengen gibt (siehe wikipedia), eine immerhin etwa 8-20cm lange Schmetterlingsraupe. Ich hab veruscht, sie a la amoricaine zuzubereiten, denke aber cross in honig kommen sie doch besser
AntwortenLöschen:-) Steffen - mach mir keine Angst. Ich will demnaechst wieder vorbeikommen und dann unbedenklich Deine Kueche geniessen!
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