Mittwoch, 30. November 2011

Wie die anderen herumlaufen

Ich berichtete wie wir uns darum bemuehen, in lokaltypischer Manier auf dem Markt Kleidung einzukaufen.  Das klappt auch nach wie vor nicht so richtig hin. Aber  wirklich – die Huerden sind hoch. Darf ich einen typischen Stand fuer U-Waesche zeigen?

 eben.


Und seien wir ehrlich, um voll und ganz das lokaltypische Aussehen zu adaptieren  muessten wir beide zunaechst erst mal ca. die Haelfte unseres Lebendgewichtes verlieren und 30 cm kleiner werden. Dann aber koennten wir es schaffen. Jedoch – einfach waere es nicht. Und ob wir es jemals schaffen wuerden, uns mit kambodschaniser Grandezza Tuecher auf den Kopf zu haeufen oder uns so liebenswuerdig in einen Ausgeh-Pyjama zu kleiden? Es muss bezweifelt werden.







Das ist unsere Frau Nachbarin, eine ausgesprochen liebenswerte Frau. Ihr Kleidungsstil ist durchaus landestypisch. Und ja - erwachsene Frauen tragen tatsaechlich Baumwollanzuege, die sehr weit geschnitten sind und mit Haeschen und Herzchen und hellblauen Woelkchen bedruckt sind.
 
Und ansonsten? War erster Advent in Phnom Penh.  Allerdings weihnachtet es hier nur in den westlichen Laeden. Dort wo Klimaanlagen und Dollarpreise vorherrschen stehen jetzt die ersten Weihnachtsbaeume und die Kassen sind mit gruenen Girlanden geschmueckt. Am Wochenende gab es in dem 5-Sterne-Hotel Interkontinental ein Adventsbazar, ausgerichtet von einer wohltaetigen Damenvereinigung. In der gesamten Lobby des noblen Hauses wurden an Staenden von Hilfsorganisationen oder lokal ansaessigen Firmen Dinge zum Kauf angeboten, die den westlichen Expat-Geschmack treffen. Kambodschaner waren nur zum Getraenke reichen auf der Veranstaltung. Eine Weihnachtsveranstaltung im 5 Sterne Hotel ist fuer die meisten Leute hier so naheliegend wie fuer uns eine Sojasossen-Verkostung auf der Raumstation ...

Weihnachten ist also eher ein bekanntes Konzept denn alltagstauglich.  Einen Adventskalender habe ich z.B. bisher noch nirgendwo gesehen, auch in keinem Laden zu kaufen.

Bei Stephan und mir haengt ebenfalls kein Adventskalender im Zimmer. Wir haben unseren eigenen Count-Down: wir sind noch drei Wochen hier in Phnom Penh, dann geht es wieder nach Hause. In unsere Gespraeche schleichen sich zunehmend Anmerkungen ein, was wir vermissen werden oder worauf wir uns freuen.  Die Terrasse hier werden wir z.B. sehr vermissen, und ich das Fahrradfahren im chaotischen Verkehr. Nicht vermissen werden wir z.B. den Aufschrei “Ameisen” wenn wir mal wieder irgendwo einen Deckel aufmachen und dann hektisch die Viecher von dem Nutella-Glas, dem Computer (!) oder dem Geschirr wegfegen. Aber ach – es lockt das eigene Bett und ein dickes Koernerbrot, belegt mit reifem Rohmilch-Kaese (Stephan) oder bestrichen mit Quark und selbstgemachter Marmelade (Annette).  Doch - wir freuen uns auf zu Hause und in dem Wissen um die Rueckkehr geniessen wir die verbleibenden Wochen.



 Auch diese Dame haengt noch keine Weihnachtsgirlanden an ihren Stand..

Samstag, 26. November 2011

Wie wir herumlaufen


Kleidungs-Alltag in Phnom Penh:  Stephan  zieht sich ein T-Shirt an, welches grossflaechig mit “BillaBong” oder “G-Star ” bedruckt ist und laeuft in Turnschuhen und Trekkinghose herum, gegen die Sonne wappnet er sich mit einem Camel-Trophy-Adventure-Schlapphut. Ich laufe in Schlabber-Hosen herum, die bestenfalls als Sporthosen durchgehen koennten, aber  wahrscheinlich eher Schlafanzughosen sind. Daruber trage ich wahlweise zu enge T-Shirts, einen komischen Umhaenge-Teppich (mit Fransen!) oder ein voellig verwaschenes Hamburg-Oberteil.

War das so geplant? Wollten wir im kambodschanischen Touristenlook umherlaufen? Nein. NEIN.

Zu fast ausnahmlsos jedem Teil unserer Garderobe  gibt es inzwischen einen detailliert ausgearbeiteten Endzeitplan. Den Umhaenge-Teppich (mit Fransen!) werde ich verbrennen. Die T-Shirts werden wir im Schrank liegen lassen, unsere Vermieter fiinden sicherlich Verwendung dafuer. Hosen und Kleider werden uns in Fetzen vom Leib fallen, hoffentlich halten sie bis Mitte Dezember durch. Keines unserer Teile jedoch wird den Weg nach Hamburg finden –  nur unter gegenseitiger Abgabe dieses Versprechens gehen wir auf die Strasse.

Musste das so kommen? Hatten wir nicht einen ganz anderen Plan? Ja hatten wir. Es ist mal wieder an der Zeit ein weiteres Kapitel in dem Buch "Plaene die leider nicht aufgehen" zu schreiben. Das Buch wird immer dicker - unerklaerlich. Es kann unmoeglich an meinen tollen Plaenen liegen.

Der Plan war also wie folgt: wir nehmen so wenig wie moeglich Kleidung mit und kaufe alles Benoetigte vor Ort auf dem Markt. Denn  schliesslich, so kann man in allen Reisefuehrern lesen, sind Kleidung und Anziehsachen vor Ort unschlagbar guenstig. Und nicht vergessen: immer handeln. Das steht in jeglichen Reisefuehrern und wird sowohl von Vielreisenden als auch gebuertigen Kambodschanern bestaetigt. Es wird vom Verkaeufer ein Preis genannt, der sei NIEMALS zu akzeptieren. Vielmehr sei  ein Gegenvorschlag von ca. 50% des Erstpreises zu machen. Der Verkaeufer wuerde sich zwar winden – das aber nur zum Schein. Letztendlich wuerde man je nach Verhandlungsgeschick bei 50 bis 80% vom Ursprungspreis landen.

Ja wunderbar. Ich packe also genau 5 U-Hosen, 1 Hose und ein Rock sowie  3 T-Shirts ein – und kaufe mir alles vor Ort auf dem Markt. Toller Plan.

Mein erster Gang auf dem Markt, gegeben meiner duenner Kleidungs-Vorraete, wurde also zuegig anberaumt.

Schon nach kurzer Zeit kam ich vom Markt zurueck – mit leeren Haenden. Ja Himmelhilf. Auf dem Markt draengeln sich die Staende, die Veraeuferinnen preisen ihr Angebot an, der Stand rechts vom avisierten hat genau die gleichen Shirts – oder doch nicht? Oder billiger? Oder besser? Welchen Stand soll man denn ansteuern? Sobald ich stehen bleibe werden die umstehenden Standbesitzer aktiv, reissen sich um meine Aufmerksamkeit  und  fleddern ein Shirt nach dem naechsten hin, begleitet von einem steten Redestrom in gebrochenem Englisch. Ueberfordert breche ich mein Vorhaben ab, gehe nach Hause und wasche meine  mitgebrachte Kleidung.

Ein zweiter Gang wird aberaumt – ich weiss was mich erwartet und wappne mich. Ich gehe also auf den Markt und steuer den dritten Stand an. Ich ignoriere die anderen Stanede und gehe einfach mal davon aus, dass sich die Angebote  mehr oder wenige gleichen. Mit grosser Geste zeige ich auf ein Stapel T-Shirts und frage nach dem Preis. Der sei 3 Dollar – ja was gibt es denn da noch zu handeln?! Ich picke mir also eine Farbe und Logo  heraus und signalisiere Kaufbereitschaft. Mirakuloeser Weise verdoppelt sich in dem Momet der Preis. Denn ausgerechnet diese Marke / Sorte / Machart sei leider teurer, aber auch viel besser verarbeitet. Aber aufgrund der guten Vorbereitung aus Hamburg handel ich mutig herum und kaufe das Shirt zu 5 Dollar. Und weil das ganze so anstrengend ist kaufe ich gleich 3 identische Teile in verschiedenen Farben. Zu Hause probiere ich sie an – und erkenne dass sie viel (VIEL) zu klein sind. Demuetig wasche ich meine mitgebrachte Kleidung.

Ich beraume den naechsten Gang an. Ich weiss was mich erwartet und gehe zu einem anderem Markt und dort auf einen Stand, der eine Umkleidekabine anbietet. Ich suche mir ein Teil aus  und probiere es an – es passt. Wunderbar. Ich frage nach dem Preis. Der wird genannt – ich reduziere um wenige Dollar – und die Verkaeuferin? Sagt “Nein”. Einfach so. Weder sich windend noch bedauernd sondern einfach nur “nein”.  Dank guter Ratschlaege von Reisefuehrern und Vielreisenden weiss ich was zu tun ist: ich bedanke mich und verlasse den Stand – immer mit Ohren in Richtung Verkaeuferin. Muesste sie nicht jetzt hinter mir herkommen und auf meinen Vorschlag eingehen? Muss sie nicht. Sie ruft mir nicht hinterher.  Sie verzichtet offensichtlich. Und jetzt? Was nun?  Ich gehe Ehr-erhaltend weiter  - ohne Shirt.

Eingedenk der zunehmend verwaschenen Shirts zu Hause beschliesse ich meine Kaeufer-Ehre dahinzugeben. Ob ich  9 oder 6 Dollar fuer ein echt gefaelschtes  CocoChanel Shirt zahle ist schliesslich kein wirtschaftliche Frage sondern lediglich eine spielerische.  Ich gehe also zu dem Stand zurueck und zahle einfach den geforderten Preis. Zumindest ist das der Plan.  Jedoch – ich finde den Stand im Gewirr der Gaenge und Ecken und Hallen nicht mehr. Die Suche bleibt erfolglos. Ich gehe nach Hause und wasche meine  mitgebrachte Kleidung.

Der naechste Gang wird anberaumt. Aber ich denke mit: ich gehe einfach in einen westlichen Laden mit Klimaanlage, Umkleidekabinen  und (!) Preisschildern. Dort angekommen muss ich jedoch sehen, dass hier fuer CocoChanel Leibchen auchCocoChanel Preise verlangt werden und langweilige trostlose T-Shirts fuer 35 Dollar verkauft werden. 35 Dollar? Da ist jetzt wirklich eine Frage der Ehre sowie der Wirtschaftlichkeit. Ich verlasse den Laden und gehe nach Hause. Wasche ich dort meine Hamburger Kleidung? Ja.

Der naechste Gang wird anberaumt – ich denke mit:  Ich gehe zurueck zu dem ersten Markt, steuer diesmal den fuenften Stand an, suche mir Shirts aus und (!) ziehe sie einfach probeweise einmal an, wurstig stopfend in zweiter Lage obendrueber. Ich frage nach dem Preis und (jetzt keine Fehler machen!) handel nur pro Forma und gesichtswahrend einen Dollar runter. Der Standbesitzer und ich werden handelseinig  und ich kaufe das ausgesuchte Shirt – und zwar in  sechsfacher Ausfertigung. Schluss mit Lustig.

Auch Stephan brauchte neuen T-Shirts und begleitet mich bei diesem Marktbesuch. Er ist bereits beim zweiten Stand stehen geblieben. Er  hat sich 6 T-Shirts ausgesucht, bezahlt den  den erstgenannt Preis, wird von der Verkaeuferin beglueckwuenscht und steht jetzt entspannt laechelnd vor mir. Er hat uebrigens das Gleiche pro Shirt bezahlt wie ich.  *seufz*

Zu Hause wasche ich alte und neue Shirts und sehe, dass mein 5 U-Hosen auseinanderfallen und ersetzt werden muessen.  Mir graust's...



Das entzueckende Oberteil kommt ohne Reissverschluss oder Knoepfe aus. Das lange rechteckige Tuch (mit rundem Ausschnitt in der Mitte fuer den Kopf) wird einfach mit Schnueren um den Oberleib festgewickelt.


Stephan hat seinen Bart schon dreimal gestutzt. Immer wenn ich kurz davor bin, kleine Zoepfe in sein Kinnbart zu flechten rasiert er ihn wieder ab *menno

Sonntag, 20. November 2011

Weitere ernst zu nehmende Aufgabe

Der aktuelle Statusreport aus Phnom Penh: vertraeumt.Wir goennen uns ein verlaengertes Wochenende am Strand.

Auch Kambodscha hat einen (relativ kleinen) Kuestenabschnitt am Golf von Thailand. Und das Land bemueht sich intensiv darum, dort Bade-Tourismus und Strand-Urlaube aufzubauen. Natuerlich koennen und wollen wir Kambodscha mit dieser Aufgabe nicht alleine lassen. Und so haben wir uns fuer 4 Tage in Siahnouk Ville eingemietet und geniessen Sonne, Strand und 27 Grad warmes Meer.



Bisher rasen die grossen Touristenstroeme in 2 bis max. 3 Tagen durchs Land. Von Thailand oder Vietnam kommend  reisen die meisten Gaeste fuer 2 Tage nach Angkor Wat um die Tempel anzuschauen. Phnom Penh wird manchmal noch kurz mitbesucht - aber dann ist bei vielen Gaesten schon wieder Schluss mit Kambodscha. Um Touristen und deren Urlaubsbudget im Land zu halten, werden also vermehrt Kueste und deren vorgelagerten Inselchen beworben. Und um diesen hoeheren Zweck zu befoerdern flanieren wir am Strand, aalen uns im Wasser, besuchen Strandbar und den Jasmin-Spa mit Meerblick. Das alles tun wir zum Wohle des Landes und des zu befoerdernden Tourismus - wir nehmen unsere Aufgabe auch hier sehr ernst. 





Mittwoch, 16. November 2011

Was uns sehr beruhigt

Was uns doch sehr beruhigt sind folgende Schilder, die in aehnlicher Form ueberall haengen:

 

Da konnen wir doch gleich viel ruhiger den Laden betreten wenn wir wissen, dass Handfeuerwaffen nicht gern gesehen sind. So gehen wir mit ruhigem Schritt in den Sportclub (s.o.)  oder in die Lobby des 4 Sterne Hotels in Phnom Penh:



Auch im Fast Food Restaurant wird darum gebeten, eigenes Essen und eigene Waffen draussen zu lassen:


Unser geliebter Lucky Markt (Klimaanlage, europaeisches Essen, Dollarpreise) bittet darum, Rauchen und offenen Waffengebrauch zu unterlassen - na dann:




Ein wunderschoenes Schild steht auch vor dem Nachtclub bei uns um der Ecke. Wir waren noch nicht drin - wir fuehlen uns einfach zu eingeschraenkt mit dem, was wir alles nicht reinbringen duerfen:








Montag, 14. November 2011

Und Samstag gehe ich shoppen

Am Wochenende wurde in unserem kleinen Marktforschungsinstitut emsig gerabeitet. Zwar hatte die Grippewelle unsere Mannschaft kurzzeitig Lahm gelegt, aber Pflichtbewusstsein und das Wissen um die Notwendigkeit unseres Tun holten uns aus dem Bett und ins Leben zurueck. Das Bier war alle.

Der Ressortleiter Mikrooekonomie fuellte also Kuehlschrank und Vorratsschrank wieder auf. Die Ressortleiterin Makrooekonomie und Luxus begab sich auf den Orussey-Markt.

Die erste Vorbereitung fuer eine erfolgteiche Marktbeobachtung mit Testkaeufen ist uebrigens in Kambodscha wie in Deutschland dieselbe: man beschaeftige den ansonsten hinterhertrottenden Mann an anderer Stelle :-)




Ich radel zum Markt und stelle mein Fahrrad in einem bewachten Parkplatz ab. Bewachte Parkplaetze gibt es ueberall, selbst vor kleinen Einkaufslaedchen wird gerne ein uniformierter Wachmann positioniert, der dann die wenigen Kunden-Mofas beaufsichtigt. Mofa-Diebstahl ist gefuerchtet und kommt wohl auch unangenehm haeufig vor. Ein neues Mofa kostet uebrigens so ca 800 US-Dollar in einfacher Ausstattung mit Gangschaltung und geht dann hoch bis knapp 2 tausend US-Dollar fuer glitzernd und fancy.

Auch Fahrraeder werden immer und jederzeit abgeschlossen – also gebe auch ich mein Fahrrad an einem bewachten Parkplatz ab. Da bekomme ich dann einen kleinen Parkschein, dessen andere Haelfte an meinem Fahrrad befestigt wird. Jetzt muss ich mir nur noch merken, wo der Parkplatz war – eine nicht zu gering einzuschaetzende Notwendigkeit:


Was auf dem Parkzettel steht (Adresse? Namen?) kann ich nicht lesen und Parkplatzwaechter nach meinem Fahrrad fragen fuehrt zwar zu grosser Erheiterung aller Anwesenden aber zu keinem Ergebnis. Das ist mir eigentlich nicht recht  erklaerlich - bin ich doch inzwischen sehr gut im Gestikulieren und Haende herumwerfen. Was kann also so schwer daran sein, der riesigen grossen langnasige Frau vor einem, die wild auf ihr ROSA T-Shirt zeigt und dabei hektisch mit den Fuessen strampelt, unverstaendliche Dinge brabbelt und wild laechelt - was kann so schwer sein dieser Dame freundlich zu sagen "Kein Problem, Ihr Fahrrad steht da drueben"? Ich muss leider vermuten dass die Parkplatzwaerter das nicht sagen - das Lachen der beistehenden Zuschauer laesst mich zumindest daran zweifeln. Unerklaerlich.

Wenn ich also mein Fahrrad wieder sehe zeige ich mit Finger drauf, gebe dem Parkwaechter tausend Riel (0.25 USD, Standardpreis egal wo oder wie lange Parkzeit), werde grundsaetzlich von allen Beteiligten freundlich staunend breit angelaechelt – und bekomme mein Fahrrad gereicht. Wunderbar.


Eier werden auch gerade angeliefert , der Markt ist schwungvoll im Gange.




Hier im Bild ist die Ecke vom Markt, an der es Tabak in allen Formen gibt: gruene Blaetter, gepresste Brickets fermentierter Blaetter und lose geschnittener rauchfertiger Tabak.



Der Junge zwischen den Koerben mit gruenen und roten Inhalt schaelt gerade Bethel-Nuesse. Die roten Bethelnuesse werden getrocknet und dann wie Kautabak langsam ausgekaut. Der Saft der Bethelnuesse hat leicht anregende Wirkung. Sagt man so - in Deutschland gilt es als Droge und darum fasse ich es natuerlich nicht an. Drogen ne nee - da doch lieber einen Schnaps - hochprozentig bitte. :-)
 
Und es gibt Fleisch in allen Sorten und Formen



Frosch gab es bei uns im Bistro schon vor einigen Wochen. Es war lecker. Etwas knurpselig, da in Kambodscha Fleisch irgendwie grundsaetzlich nicht entbeint wird. Das ganze Huhn (oder auch Frosch) wird komplett in kleine Wuerfelchen gehauen und gekocht. Das macht das Essen zu einem Lotteriespiel: die Stuecke Fleisch sehen alle lecker und ungefaehr gleich gross aus. Allerdings variiert der Fleischanteil bzw. Gnurpsel-Anteil zwischen 5 und 95%. Ein hungriger Europaer, 183 gross und baertig, kommt da manchmal ins uebellaunige Fluchen, wenn die Gnurpsel-Lotterie wieder nur Nieten hervorbrachte. Habe ich mir sagen lassen. Also – soll schon mal vorgekommen sein. Nicht dass ich dabei gewesen waere, ich war offensichtlich mit essen beschaeftigt -viel Fleisch – kaum Gnurpsel.


Was es am Wochenende auf dem Makt endlich auch gab: Insekten





Diese Sorte schmeckte irgendwie geraeuchert. Sie waren nicht knusprig sondern weich und kartoffelig von der Konsistenz. Sie schmeckten zunaechst eher etwas suesslich ( wie Suesskartoffeln) und bekamen dann aber im Mund zunehmend einen (nicht so leckeren) fischigen geraeucherten Geschmack.



Was es auf dem Markt noch gab: Schwein und Kind. Naja – ich nehme mal an dass nur eines von beiden Kiloweise angeboten wird.

Donnerstag, 10. November 2011

Vollkommene Plaene - Irre

Der aktuelle Statusbericht aus Phnom Penh kommt leider etwas verkeimt daher. Auch das ist wieder so ein Fakt, der mich nicht erfreut. “Mich nicht erfreut” darf hierbei als gepflegtes British Understatement gelesen werden.

Der Plan war naturlich wieder ein voellig anderer gewesen. Und ja – auch mich beschleicht langsam das Gefuehl, dass meine im Vorfeld liebevoll ausgeformten Plaene ungebuehrlich haeufig in Phnom Penh nicht aufgehen. Nicht aufgehen ist dabei freundlich ausgedrueckt. Um im Bild zu bleiben: meine liebevoll ausgeformten Plaene ziehen hier auf der Terrasse irre kichernd an mir vorbei, winken mir noch einmal zu und schmeissen sich dann wolluestig ueber das Gelaender in den Abgrund.

Der Plan war makellos: wir lassen uns im Vorfeld vom deutschen Fachmann umfassend impfen und medikamentieren und fortan sind wir immun gegen alles. Nichts wuerde uns umwerfen koennen. Kinderlaehmung, Diphterie, Wundstarrkrampf, Keuchhusten, Hepatitis A, Hepatitis B, Japanische Enzaphilitis, Typhus – unser Arzt bekam leuchtende Augen bei der Erstellung des Impfplanes. Und der Plan war so grossartig: wir wuerden in Kambodscha ein Haus betreten und der allgemeine Gesundheitszustandes des Raumes wuerde schlagartig ansteigen. Ein Leuchten und Raunen wuerde durch den Raum gehen, wenn wir mit unserer gestaehlten Abwehr (mildtaetig Laechelnd!) kleinen Waisenkinder ueber den Kopf streicheln wuerden. Alleine von der Abstrahlung unserer Abwehrkraefte wuerden die jungen Menschen zu gesunden und guten Buergern ihres Staates werden.

Was war falsch an diesen Plan? Genau – nichts. Gerne zahlte ich dem Tropenmediziner in Hamburg 818,66 Euro fuer meine Impfungen – waren sie doch das Fundament fuer die Umsetzung des vollkommenen Planes. Waehrend ich den Ueberweisungstraeger ausstellte, uebte ich mildtaetig Laecheln.

Und jetzt? Jetzt sitzen wir hier auf der Terrasse und hoeren unten auf der Strasse unsere vollkommenen Plaene irre kichern und eine Party haben. Wir hier oben roecheln und husten. Die Ankuendigungen unserer Kollegen, jetzt komme die kalte Jahreszeit - der Winter sozusagen – haben wir lachend verspottet. Zu Unrecht, wie sich nun herausstellt. Nach den vielen Wochen mit Temperaturen von gut 35 Grad bei hoher Luftfeuchtgkeit (gefuehlte Temperatur damit bei ca 40 Grad) wachen wir nun bei 28 Grad auf. Zudem geht ein Wind, der zusaetzlich noch etwas abkuehlt. Ja wir froesteln des Morgens! Und wer haette gedacht, dass bei 35 Grad im Schatten sich Husten und Erkaeltungskeime ueberhaupt am Leben halten koennen? Muessen die nicht lange verdorrt sein? Nein, muessen sie nicht. Hier kursiert eine Erkaeltungswelle. Allein bei uns im Buero liegen drei Kollegen zu Hause und schniefen.

In unserem kleinen Wettkampf zwischen Stephan und mir um den ersten Platz in der Maltraetierten Olympiade liege damit ausnahmsweise ich in Fuehrung. Aber der Platz ist heiss umkaempft – wir beide geben alles. Jeden Morgen treffen wir uns beim Fruehstueck und fangen an mit unserem Versehrten-Mau-Mau. Wer hat mehr Pflaster? Da unsere Haut das feucht warme Klima und das permanente Schwitzen nicht gewohnt ist, ist sie schon bei kleinen Blessuren unangenehm anfaellig fuer Entzuendungen. Blasen oder offene Wunden brauchen hier merkbar laenger zum abheilen. Der Punkt geht an Stephan, er traegt meist ein bis zwei Pflaster mehr als ich. Aber ich habe mir letzte Woche beim Markt-Spaziergang den Knoechel verstaucht – ich trage einen elastischen Verband. Punkt an Wilcke. Stephan hat einen hartnaeckig juckenden Hitzeausschlag – Vorteil Loutas. Ich fuehre meine lahmenden Hueftknochen ins Feld. Stephan wehrt ab mit drohender Malaria, in deren Inkubationszeit er sich waehnt. Stepahn hat bereits einen Zahn im Land gelassen – aber wegen erfolgreicher Ueberkronung der Gebisssluecke zaehlt das nicht. Unentschieden. Ich haben Schnupfen und Husten. Fuehrung Wilcke! Gestern Abend kam Stephan jetzt mit einer leichten Magen-Darm-Grippe darnieder. Ich fuerchte, ich muss meinen Platz auf dem Siegertreppchen bald raeumen und den Maltraetierten-Pokal an Stephan weiter reichen.

Und ja – vorgestern habe ich gezaehlt, wie oft wir noch auf der ausgeleierten Federkernmatratze schlafen und wann ich wieder im eigenen Bett schlafen darf.

Bis dahin aber sind es noch 6 Wochen – und somit noch reichlich Tage, den Pokal ein paar mal hin und her wandern zu lassen und dabei viel Spass zu haben. Die feierliche Abschlussveranstaltung dieser Maltraetierten Olympiade ist uebrigens am 31.12. in der Hallerstrasse in Hamburg. Wir stehen derzeit mit der Stadt Hamburg in Verhandlungen, die fuer unseren Pokalsieger ein grosses Feuerwerk ausrichten will. Seid Ihr dabei und steht mit uns auf der Tribuene im 14ten Stock?



Telephondraehte laufen heiss bei unseren Verhandlungen mit der Stadt Hamburg:

Aus Alltagsschnipsel

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Montag, 7. November 2011

Keine Probleme fuer die Fahrschule

Und es naeherte sich das Datum, an dem der Sohn 16 Jahre alt werden wuerde. Der Sohn aber ging in die 9te Klasse, an deren Ende einen Pruefung stand. Und die Pruefung wuerde ueber den weiteren Schulverlauf (Universitaet!) entscheiden. Und der Sohn war in der Pubertaet. Und die Schule war nicht oberste Prioritaet des Sohnes. Und der Vater verzweifelte.

Nein, ich verfasse hier nicht die Geschichte meiner Familie oder die Geschichte fast aller meiner befreundeten Vaeter. Dies ist vielmehr der Auftakt einer Begebenheit hier aus Kambodscha. Und ist es nicht verblueffend, wie sehr sich solche Elternsorgen ueberall auf der Welt gleichen?

Auch die Loesung, die der Vater (mein Chef Kim Heng) im Auge hatte ist charmant bekannt: er versprach seinem Sohn ein Mofa zum 16ten Geburtstag, wenn er bis zum Ende der 9ten Klasse die Schule durchziehen wuerde. Und erfreulicherweise war der Sohn am Ende der 9ten Klasse noch in der Schule und sollte also ein Mofa erhalten. Mein Chef Kim Heng ist verkehrstechnisch in Deutschland sozialisiert.Er hatte also Vorstellungen , wie der Junge das Fahren lernen sollte. Im Juni diesen Jahres wurden die beiden daher bei einer Fahrschule vorstellig: einmal im Leben sollte der Junge lernen, dass es Verkehrsregeln gibt – auch wenn das im taeglichen Strassenverkehr von Phnom Penh nicht ersichtlich ist.

Mofafuererschein? KEIN PROBLEM, so die Fahrschule, der kostet 35 Dollar und wird sofort ausgestellt.

Nein Nein, so mein Chef, der Junge soll Unterricht erhalten, er soll es lernen. KEIN PROBLEM, so die Schule, der Vater koenne dem Jungen doch alles beibringen. Fuer den Mofaschein gibt es keinen Unterricht.

ABER, so mein Chef, einmal im Leben soll der Junge die Verkehrs-Regeln richtig lernen und deswegen richtigen Unterricht erhalten. KEIN PROBLEM, so die Schule, dann soll er einfach den Autofuehrerschein machen, der beinhhaltet dann auch gleich den Mofafuehrerschein.

ABER, so mein Chef, der Junge sei doch noch keine 18 Jahre. KEIN PROBLEM, so die Schule, der Sohn soll einfach ein Passbild vorbeibringen, auf dem er aelter ausschaut und den Rest regeln sie dann. Der Unterricht fuer den Auto-Fuehrerschein kostet 65 Dollar, das beinhaltet 7 Fahrstunden und soviel Theorie-Unterrichtsstunden, wie der Sohn haben moechte.

Es wurde also ein Passfoto geschossen, fuer das der Sohn mit Anzugsjacke, Schlips und Brille ausstaffiert wurde. Die 7 Fahrstunden wurden gegeben und ein Pruefungstermin anberaumt. Es wurde dem Sohn geraten, die Fahrpruefung auf dem Land abzulegen, dort sei es billiger und einfacher. Die Pruefung wuerde 100 Dollar kosten. Allerdings sei fuer 100 Dollar aber nicht sicher, dass der Sohn die Pruefung auch wirklich bestehen wuerde. Fuer 130 Dollar jedoch gaebe es dann die Garantie, dass der Junge auch wirklich besteht...

Der Vater zahlte also die 130 Dollar Gebuehr, der Sohn legte die Pruefung erfolgreich ab und faehrt nun seit wenigen Monaten in Phnom Penh Motorad. Ein Kopie des offiziell gefaelschten Autofuehrerscheins hat er immer dabei – auf einer Kopie sei das “Wunsch-Geburstdatum” fuer die Polizei nicht so einfach zu ersehen wie auf dem Original. Und offensichtlich reicht der Polizei hier vor Ort bei Kontrolle eine Kopie des Ausweises.

Mein Chef Kim Heng erzaehlt die Geschichte, wie er seinem Sohn Verkehrs-Unterricht fuer das Mofa zukommen lassen wollte, mit einem Lachen im Gesicht. Das Lachen jedoch verliert sich, wenn er dann abschliesst mit dem Vergleich, wie er damals seinen Fuehrerschein erhielt. Den erhielt er naemlich noch ohne Zahlung von 130 Dollar Bestechungsgeld.

Als er 1997 frisch aus Deutschland nach Kambodscha zurueck kam, brachte ihm sein Freund hier in Phnom Penhs Umgebung das Autofahren bei. Dann ging Kim Heng zur Fahrschule und bezahlte fuer 4 Unterrichtsstunden. Zur Theorie bekam er ein Buch, er solle die Fragen der theoretischen Pruefung auswendig lernen. Und er sei ja in Europa gewesen und daher sei die Pruefung fuer ihn ja KEIN PROBLEM, er wuerde sowieso bestehen. Am Tag der Pruefung fuhr er mit seinem eigenen, zwischenzeitlich gekauften Auto vor.

Die Pruefung wurde im Verkehrsmininsterium abgehalten. Die Theoriefragen war tatsaechlich kein Problem. Das Problem zeigte sich erst zu Beginn der praktischen Pruefung: das Pruefungsauto war mit einer Gangschaltung ausgelegt. Bisher war Kim Heng nur mit Automatikgetriebe gefahren. Aber – KEIN PROBLEM - so der Fahrlehrer. Er wuerde Kim Heng kurz zeigen wie das geht. Das wuerde nur 3 Minuten dauern, und er wuerde auch nur einen Gang brauchen fuer die Pruefung. Und genauso kam es auch. Vor Beginn der Pruefung wurde Kim Heng kurz der erste Gang samt Bedienung der Kupplung vorgefuehrt. Er fuhr dann im ersten Gang den Fahrlehrer einmal um das Gebaeude und er bekam seinen Fuehrerschein. Und das ganz ohne Bestechung.

Kim Heng macht an der Geschichte fest, wie in den letzten Jahren die Korruption im Lande zugenommen. Ich finde sie erklaert viel anschaulicher, wie der Strassenverkehr hier funktoniert: fuer 35 Dollar ist man dabei auf der weltgroessten Kart-Bahn. Yippie!

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Donnerstag, 3. November 2011

Gut Angelegt

Wir haben es vor unserer Reise immer wieder gehoert: "Bargeld in Phnom Penh? kein Problem. kein Problem !! Es git an jeder Ecke ATM-Maschinen, wo ihr mit Eurer Karte Geld ziehen koennt. (an jeder Ecke !!). Traveller-Checkes? Braucht Ihr nicht – kennen die Banken fast gar nicht mehr, braucht ihr nicht, es gibt ja an jeder Ecke ATM Maschinen."

Aha.

Es stimmt: es git an jeder Ecke ATM-Maschinen. Viele (naja, einige) davon haben auch das benoetigte Maestro-Zeichen an ihrer Tuer. Welches Zeichen das ist lernt man schon nach wenigen malen, an denen man mit zitternden Haenden seine kleine unschuldige Karte in den Rachen der grossen fremdlaendischen Automaten gesteck hat, Blut und Wasser schwitzend. Da fuer Kredit- und EC-Karte jeweils mindestens 3 Optionen zum Geldabheben angeboten werden durften wir in Summe erklecklich viele Situationen erleben, bei denen wir zittern vor einem Automaten standen in der Hoffnung, unsere Karte wieder zu sehen.

Und wie wir inzwischen auch wissen: ja es kann schief gehen. Dann kommt die Karte wieder aus dem Automaten raus (hurra) mit der Anzeige “Transaktion kann nicht durchgefuehrt werden” (Menno. Ein Tag spaeter (!) wird das Geld bei mir auf dem Konto in Deutschland abgebucht.

***Schnappatmung in Phnom Penh****

Hat sich aber alles wieder geregelt (nach einer schlaflosen Nacht). Die unerfindlichen Wege der globalen Finanzstroeme brauchten zwar fuer den Rueckweg 7 mal so lange wie fuer den Hinweg (widrige Winde auf den Weltmeeren?) und ich (ICH) zahle eine Gebuehr (GEBUEHR!) fuer die Rueckueberweisung - aber hej, mach ich doch gerne, dafuer dass wir es ueberhaupt wieder hinbekommen habe.

Wir konstatieren: das Bankwesen in Kambodscha funktioniert. Die Gebaeude der Banken in Phnom Penh sind mit Glasfronten und vielen Stockwerken ausgestattet – die Gebuehren verzweifelter Touristen sind gut angelegt.

Noch haltbarer angelegt wird unser Geld dieser Tage uebrigens in Hueftgold. Wir haben die in Fett ausgebackenen Krapfen entdeckt. Das sind koestliche Teigfladen (wahlweise leicht suess oder salzig) die direkt am Strassenrand zubereitet werden. Der Verkaufer steht also bei Gluthitze vor einem Kohlebecken mit Glut und Hitze und backt Brandteig aus. Die gibt es dann warm, fettig und triefend und unglaublich lecker auf die Hand.

Damit ist es amtlich und endgueltig: kann uns bitte jemand zu Hause fuer die RTL-Show “Bibi und Rolli nehmen ab” anmelden? Danke.


Phnom Penh hat auch eine Prachtstrasse - nicht dass der Eindruck zu Hause entsteht, hier sei es ueberall nur eng, quirlig und wuselig. Mitnichten!

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Und hier ist das Sportstudio vieler Phnom Penh'er. Die treffen sich bei Daemmerung auf oeffentlichen Plaetzen und hopsen einem Vorturner hinterher. Der Vorturner hat ein paar Lautsprecher oder auch nur einen Ghetto-Blaster vor sich positioniert und gibt die Ansagen, wie oft noch nach rechts oder links geschwenkt werden soll. Die Mitturnenden sind angenehm alltagstauglich. Aus allen Altersschichten sind Leute dabei, in Alltagsklamotten und mit ganz unterschiedliche Ehrgeiz. Von sportlich schwitzend bis laechelnd Arme schwenken ist alles dabei. Sehr nett!

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Hier die Turner im Olympia Stadium der Stadt, die natuerlich noch nie Olympia beheimatet hat.

Ich wurde wirklich gerne mitturnen - wirklich, aber am Stand hinter den Turnern gibt's Fettgebaeck - was soll ich machen ..?

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