Mal sehen - haben wir alles? Die Rucksaecke stehen in der Ecke und warten darauf, gepackt zu werden. Am Sonntag fliegen wir nach Bangkok und Montag dann zurueck nach Hamburg. Montag Abend sind also wieder zu Hause. Die letzten Tage waren angefuellt mit Abschiedsveranstaltungen und mit Letzten Malen: die Abschiedsfeier im Buero, das Abschieds-Essen mit unseren Vermietern, das letzte mal Tanzen gehen, das letzte mal bei unserem Vietnamesen essen gehen etc.
Und ich weiss, dass ich dieser besonderen Zeit hier nachtrauern werde. Ich werde diese besondere Mischung zwischen ungewoehnlichem Alltag und Kurzreisen uebers Land vermissen, alle Zeit der Welt zu haben um mit Stephan durch den Tag zu troedeln und doch eingebunden zu sein in eine anregende Alltags-Struktur. Bei mir zumindestens mehrten sich in den letzten Tagen die Momente, an denen ich mit leiser Wehmut Stephan in den Arm nahm und sagte "Ist es nicht schoen hier?!".
Und mein Mann drueckte mich dann sanft an sich und hustete ein bisschen.
Aber ich bin mir sicher: wenn Stephan im Hamburger Schmuddelwinter erst mal wieder seine Bronchen freigelegt hat und sein seit Wochen andauernder Hitze-Ausschlag abgeklungen ist wird auch er sich bestimmt gerne an unsere Auszeit in Kambodscha erinnern. Zumindest wird er wilde Geschichten von Land und Leuten erzaehlen und ich werde staunend zuhoeren und mich wundern, wo ich waehrenddessen war. Darauf freue ich mich schon.
Verrueckt
(Er)
(Nicht ich)
Aber dennoch - ich weiss, dass die besondere Zeit hier vor allem deswegen so besonders ist weil sie begrenzt ist. Und wenn ich dann mit Wehmut von unsere Terrasse auf das pralle Leben hier auf unserer Strasse schaue, dann sehe ich
- die Rueben Verkaeufer auf der anderen Strassenseite die den lieben langen Tag Rueben waschen, putzen, verlesen und verpacken. Die Rueben-Verkaeufer dort haben keine Stunde Ruhe, es wird rund um die Uhr gearbeitet.
- die Mutter mit ihren 4 Kindern, die bei uns hier auf der Strasse lebt. Die beiden kleinsten Kinder laufen meist ohne Kleidung durch die Strasse, nachts schlafen sie ineinander geschmiegt gemeinsam unter einer Decke am Strassenrand.
- die Arbeiter drueben auf dem Markt, die tagsueber ihre unendlich voll beladenen Handkarren durch die engen Strasse ziehen und nachts ein paar Stunden Schlaf unter offenem Himmel auf eben ihren Handkarren abbekommen.
Und ich bin froh und dankbar, wieder in meinen privilegierten Alltag in einem der reichsten Laender der Welt zurueckkehren zu duerfen.
~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+
~+~+~+~+~+~+
~+~+~+~+
~+~+
~+
Unser Buero verabschiedet uns mit einer Bootstour:
Wir verabschieden uns von Phnom Penh und seinem wunderbaren Stadt-Verkehr
Auf unserer Terrasse findet sich in den letzten Tagen noch eine Gottesanbeterin ein - von der wir uns ebenfalls verabschieden
Ja und der Anblick eines baertigen Stephans mit verspiegelter Sonnenbrille der neben mir sitzend ueber die Tropen schimpft - auch der Anblick wird mir fehlen
.-. hmpf ... Schluss jetzt ...
Donnerstag, 15. Dezember 2011
Freitag, 9. Dezember 2011
Abzuege in der B-Note
Der aktuelle Statusreport aus Phnom Penh: angefressen. Sehr sehr angefressen.
Wir muessen leider davon berichten, dass mir heute mein Rucksack vom Fahrrad geklaut wurde. Es war der Klassiker, in dem die daemliche Touristin versonnen ihrem Geschaeft nachgeht (Kokosnuesse fotografieren), dabei das Fahrad samt Rucksack aus dem Auge laesst (No No NOOOO) und damit 2 Jungs auf dem Mofa ihr Monatseinkommen sichert. Die fahren vorbei, schnappen sich den Rucksack, flitzen um die Ecke und sind weg.
Zunaechst das Gute: es war kein Pass oder Ticket im Rucksack, mir ist nix passiert - alles ist gut
Jetzt aber das Traurige: mein schoener, kleiner, schnuckliger, liebgewonnener roter Laptop ist wieder perdu.
Und jetzt das wahre Drama: mein einmaliger Spielstand beim Spider-Solitair ist damit ebenfalls hinfort. Ich war bei ueber 90% Erfolgsquote bei den 2farbigen Spielen (115 gewonnene Spiele in Folge!) und bei guten 25% bei den 4farbigen Spielen. Sowas erreicht man nur auf einer tropischen Terrasse mit viel zu viel Zeit. Ich nehme also die Erinnerung an diesen Erfolg mit - leider aber nicht mehr die Anzeige auf dem Rechner.
Auch sonst mehren sich die Zeichen, dass es Zeit wird, die Zelte abzubrechen. Mit unserer Bank-Karte koennen wir seit gestern unerklaerlicherweise kein Geld mehr ziehen, die Kreditkarte musste ich nach heutigem Diebstahl sperren lassen und mein Rechner ist geklaut. Meine innige Beziehung zu Phnom Penh erfaehrt heute also leichte Abzuege in der B-Note.
Anbei das Foto, das all das Unglueck verursachte:
Und so schoen ist es nun auch wieder nicht.
*menno*.
Nach dem Diebstahl habe ich also noch meine Kamera - aber nicht mehr all meine Bilder, die ich in den letzten Monaten mit viel Liebe gesammelt und auf dem Rechner in Ordner organisiert habe. Die Liebe reichte naemlich nicht fuer eine Daten-Sicherung.
Ihr hingegen, die zu Hause seid und auf uns wartet - Ihr habt Glueck: heute wurden von Eurer Agenda stundenlange Video-Abende mit unseren Urlaubs-Fotos genommen.
Vielleicht wollt Ihr die gewonnene Zeit ja gemeinsam mit uns verbringen - am 31.12. in der Hallerstrasse? Es werden keine Urlaubsfotos gezeigt - versprochen.
Wir muessen leider davon berichten, dass mir heute mein Rucksack vom Fahrrad geklaut wurde. Es war der Klassiker, in dem die daemliche Touristin versonnen ihrem Geschaeft nachgeht (Kokosnuesse fotografieren), dabei das Fahrad samt Rucksack aus dem Auge laesst (No No NOOOO) und damit 2 Jungs auf dem Mofa ihr Monatseinkommen sichert. Die fahren vorbei, schnappen sich den Rucksack, flitzen um die Ecke und sind weg.
Zunaechst das Gute: es war kein Pass oder Ticket im Rucksack, mir ist nix passiert - alles ist gut
Jetzt aber das Traurige: mein schoener, kleiner, schnuckliger, liebgewonnener roter Laptop ist wieder perdu.
Und jetzt das wahre Drama: mein einmaliger Spielstand beim Spider-Solitair ist damit ebenfalls hinfort. Ich war bei ueber 90% Erfolgsquote bei den 2farbigen Spielen (115 gewonnene Spiele in Folge!) und bei guten 25% bei den 4farbigen Spielen. Sowas erreicht man nur auf einer tropischen Terrasse mit viel zu viel Zeit. Ich nehme also die Erinnerung an diesen Erfolg mit - leider aber nicht mehr die Anzeige auf dem Rechner.
Auch sonst mehren sich die Zeichen, dass es Zeit wird, die Zelte abzubrechen. Mit unserer Bank-Karte koennen wir seit gestern unerklaerlicherweise kein Geld mehr ziehen, die Kreditkarte musste ich nach heutigem Diebstahl sperren lassen und mein Rechner ist geklaut. Meine innige Beziehung zu Phnom Penh erfaehrt heute also leichte Abzuege in der B-Note.
Anbei das Foto, das all das Unglueck verursachte:
Und so schoen ist es nun auch wieder nicht.
*menno*.
Nach dem Diebstahl habe ich also noch meine Kamera - aber nicht mehr all meine Bilder, die ich in den letzten Monaten mit viel Liebe gesammelt und auf dem Rechner in Ordner organisiert habe. Die Liebe reichte naemlich nicht fuer eine Daten-Sicherung.
Ihr hingegen, die zu Hause seid und auf uns wartet - Ihr habt Glueck: heute wurden von Eurer Agenda stundenlange Video-Abende mit unseren Urlaubs-Fotos genommen.
Vielleicht wollt Ihr die gewonnene Zeit ja gemeinsam mit uns verbringen - am 31.12. in der Hallerstrasse? Es werden keine Urlaubsfotos gezeigt - versprochen.
Dienstag, 6. Dezember 2011
Unruhe im Orchestergraben
Auch unsere wohltaetige Bueroarbeit neigt sich dem Ende zu. Und wir muessen leider konstatieren, dass die sanften Geigenklaenge, die unser wohltaetiges Tun im Buero untermalen, im Laufe der Wochen immer leiser geworden ist. Inzwischen haben die Klaenge ganz aufgehoert, man kann eher Gerumpel im Orchestergraben hoeren – die Musiker raeumen ihre Instrumente ein.
Auch von unserer wohltaetigen Bueroarbeit nehmen wir viele Eindruecke mit nach Hause. Vor allen Dingen die Erkenntnis, wie schwierig die Gemengelage zwischen den Gutmenschen aus Deutschland und den Projektverantwortlichen vor Ort ist. Alle zusammen wollen nur eines: helfen. Allerdings ist das schon die einzige Gemeinsamkeiten aller beteiligten Parteien.
Die Gutmenschen in Deutschland moechten den Aermsten der Armen Gutes tun. Sie nehmen viele Muehen auf sich, um irgendwie an Geld zu kommen, das sie nach Kambodscha schicken koennen. Dort soll ihr Geld helfen – in ihrem Sinne. Das heisst: wenn fuer blinde Kinder gesammelt wird, sollen blinde Kinder unterstuetzt werden, keine HIV-Infizierten Erwachsenen. Fuer das Geld soll auch keine Bueroarbeit finanziert werden oder gar ein Einkommen von Mitarbeiter finanziert werden, die in ganz anderen Projekten beschaeftigt sind.
Der Chef des kleinen Bueros hier moechte ebenfalls seinen Landsleuten helfen – das aber gerne langfristig und nachhaltig. Dazu benoetigt er langfristig einplanbare Gelder aus Deutschland. Und er benoetigt eine Infrastruktur im Buero. Dieses Buero und seine Mitarbeiter muessen monatlich bezahlt werden – dauerhaft und unabhaengig von der Spendierwuenschen der Gutmenschen.
Und dann gibt es die Angestellten im Buero, die vom Chef bezahlt werden und fuer ihn arbeiten. Fuer das kleine Gehalt, das von den Spendengeldern gezahlt werden kann, werden lokal ausgebildete Kambodschaner eingestellt – die von den Anspruechen des Chefs voellig ueberforder t sind. In der Schule wird keinerlei Projektarbeit beigebracht, die Gesellschaft basiert nach wie vor darauf, dass die aelteren bzw. sozial hoeher stehenden Menschen (oder die Reichen) Recht haben und sagen, wo es lang geht und die asiatische Gesellschaft foerdert nun auch nicht per se den Individualismus. Wo sollen es also die Mitarbeiter gelernt haben, ein eigenes Projekt verantwortungsvoll und eigeninitiativ voranzutreiben?
So – und jetzt kommen wir noch dazu, die ehrenamtlichen Freiwilligen, die irgendwie beschaeftigt und hilfreich eingesetzt werden sollen.
Wir sollen ein Konzept erstellen, wie in einem Heim fuer blinde und behinderte Menschen eine Huehnerfarm aufgebaut werden kann. Stephan und ich schmeissen uns in die Arbeit. Der Chef will, dass die Projektleiterin die Idee mit entwickelt und das Projekt vorantreibt. Er haelt sich zurueck, damit die Projektleiterin die Aufgabe uebernimmt. Die Projektleiterin ist ueberfordert, sie haelt sich zureuck. Stephan und ich haben tolle Ideen und arbeiten vor uns her. Ploetzlich taucht beim Chef eine Frau aus Singapur auf, die gern HIV-infizierte Menschen foerdern will. Der Chef uebernimmt kurzfristig die Projektplanung und involviert jetzt auch HIV-Infizierte im Projekt. Stephan und ich planen neu, aufgrund der bisherigen Erfahrungen im Heim fuer blinde Kinder planen wir die Huehnerzucht fuer junge Erwachsene und HIV-Infizierte. Der Sponsor aus Deutschand meldet sich – wo bleibt die Planung fur die Kinder? Der Chef hat Panik, dass die Projektleiterin es nicht auf die Reihe bekommt und uebernimmt die Planung. Stephan und ich erkennnen, dass unsere bisherige Planung weder bei der Projektleiterin angekommen, noch vom Chef aufgenommen wurde. Die eine war (und ist) ueberfordert, der andere ist es nicht gewohnt, dass ihm zugearbeitet wird.
Die Planung fuer das kommende Huehner-Projekt ist jetzt zwar schoen zu lesen – einige Passagen von Stephans Ansaetzen zur erzieherischen Arbeit im Heim sind in schoenstem Englisch tatsaechlich uebernommen worden. Die Umsetzung dieses theoretischen Konzeptes jedoch ist ohne den tatkraeftigen Einsatz eines eigenverantwortlich handelnden und initiativ mitdenkenden Projektverantwortlichen unvorstellbar. Stephan und ich sehen die Umsetzung als schwierig an.
Aber wuesste ich, wie es mit kambodschanischen Bordmitteln anders gemacht werden sollte? Wie der Chef es anders machen koennte? Nein – auch nach gut 3 Monaten engstes Mitarbeiten sehe ich kaum Moeglichkeiten zur Verbesserung. Und das ist fuer mich eine beedinruckende Erkenntnis: Keiner macht was falsch, aber richtig laeuft es auch nicht. Die Gutmenschen spenden Geld - wunderbar. Der Chef gibt sich alle Muehe aber er hat es nicht gelernt abzugeben denn er hat niemand an der Seite, der ihm etwas abnehmen wuerde. Also plant er im Zweifelsfall lieber selber. Fuer sich betrachtet macht er es rchtig. Die Projektleiterin ist ueberfordert – aber hat sie es jemals gelernt? Nein.
Und koennte man nicht eine faehige Projektleiterin finden und einstellen? Der Chef bezweifelt es. Aufgrund des kleinen Salaers, das er zahlen kann und aufgrund der fehlenden Ausbildung in Kambodscha seien eigeninitiativ und mitdenkende Mitarbeiter fuer ihn nur schwer zu finden. Was wir ansatzweise dazu in den Zeitungen lesen, unterstuetzt dieses Bild des Chefs.
Und so lauschten Stephan und ich mit leiser Trauer, wie die Geigenklaenge zur wohltaetigen Bueroarbeit in den letzten Wochen immer leiser wurden. Jetzt packen die Musiker ihre Instrumente ein – wir sind kurz vor Abreise. Einmal jedoch muss die Musik noch spielen: am Sonntag gibt es fuer uns ein Abschiedsfest – mit einem Karaoke Abend. Und wenn wir eins dort nicht hoeren werden so sind es leise Geigenklaenge :-)
Abonnieren
Posts (Atom)